Ankündigung der Tournee durch den Förderkreis Landesjugendorchester
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Konzertreise mit dem Wittener Streichquartett und Pianist nach Portugal 26. Oktober 2009 Treffpunkt Terminal 1, German Wings Schalter, am Köln/Bonner Flughafen. Beginn einer 10-tägigen Konzertreise mit dem Wittener Streichquartett + Pianist in ein Land mit 350 Sonnentagen im Jahr: Portugal! Mit Zeitplan im Gepäck und mit Flugtickets bewaffnet begaben wir uns Richtung Schalter. Kurze Zeit später war alles abgewickelt, sogar das Cello durfte ohne Probleme an Bord. Der erste Schock lag schon hinter uns, da diverse Noten auf einer Bank zurückgelassen wurden. Wer weiß, was das Flughafenpersonal so alles einsammelt? Um 10:45 Uhr saßen wir alle auf unseren Sitzen und hoben ab Richtung Südeuropa. Das Cello wurde vom „fachkundigen" Flugpersonal auf den Kopf gestellt, hat den Flug aber unbeschadet überstanden. In Lissabon erwarteten uns wohlige 24 Grad und Sonnenschein. Die Pullis wurden kurzerhand ins Gepäck verfrachtet, die Sonnenbrillen aufgesetzt und munter fuhren wir mit unserem Minibus Richtung Algarve. Nach anfänglichen Schwierigkeiten des Fahrers (meine Wenigkeit) mit 4-spurigen Kreisverkehren, in dem es auch noch Ampeln gibt, fuhren wir bald gemütlich über Portugals Autobahnen. Wir näherten uns unserem Ziel, jedoch wussten wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wo genau dies lag, denn weder das Navigationssystem noch die Landkarte konnten uns unserer Unterkunft näher bringen. Dank tatkräftiger Unterstützung eines Portugiesen, mit dem wir uns mit Händen und Füßen verständigt hatten, gelangten wir an diesem Tag doch noch zu unserem Domizil, der „Quinta da Figueirinha". Eine Agraranlage mitten in der Algarve, hoch auf einem Berg gelegen. Oben angekommen, erwartete uns eine herrliche Anlage. Zur Freude aller Teilnehmer wurde sofort ein Pool gesichtet. Aber wir sind hier ja nicht zum Urlaub machen! Wir bezogen alle unsere Appartements und fuhren dann zum Abendessen, das wir uns nach dieser langen Anreise redlich verdient hatten. Beim Abendessen probierten wir auch gleich die portugiesische Küche aus. Erste Lehrstunde zum Thema: Andere Länder, andere Sitten! So fanden diverse Fischpasteten und Oliven und Steak auf portugiesische Art den Weg in unsere Mägen, und alle Teilnehmer haben die erste Nacht satt und damit sehr gut geschlafen. Der nächste Tag startete um 9 Uhr mit dem Frühstück. Dieses ist wohl das Beste, was uns jemals in einem Quartier untergekommen ist - Viva o Portugal! So gestärkt durfte die erste Probe kein Problem werden. Aus der kurzerhand so getauften „Übe-Villa" erklangen sobald die ersten Töne und schwebten über die Hügel. Und auch unser Pianist wurde im Wohnzimmer des Eigentümers umgehend ans Klavier gesetzt, um dem Programm noch den letzten Schliff zu geben. Das Wetter war uns sehr wohlgesonnen, und so stand an diesem Tag auch schon der erste Ausflug auf dem Programm, der Besuch der Stadt Faro. Am Abend ging es dann zum ersten Konzert unserer Reise, ins Museu do Trajo de Sao Bras de Alportel, veranstaltet von den Freunden des Museums und der langjährigen Partnerin Frau Inge Varrow. Der Kammermusikabend war gut besucht und fand großes Interesse bei den Zuhörern. Der Besuch der schönen mittelalterlichen Stadt Silves stand am nächsten Tag auf dem Plan. Abgetaucht in den Alltagstrubel lernten wir auch sofort unsere zweite Lektion in Sachen: Andere Länder, andere Sitten! Portugiesen haben die Ruhe weg! Für uns Deutsche natürlich nicht zum aushalten! Da uns Herr Zabel, Eigentümer der Quinta, zum Abendessen und anschließendem Konzert eingeladen hatte, verbrachten die Teilnehmer den Nachmittag noch mit einer letzten Probe im für das Konzert extra hergerichteten Wohnzimmer. Gäste und Freunde der Quinta waren von unseren jungen Musikern sehr angetan, und der Abend fand einen gemütlichen Ausklang im Haus des Gastgebers. Der Vormittag des nächsten Tages stand ganz im Zeichen der Länderkunde. So bekamen wir eine exklusive Führung über die Agraranlage der Quinta, in der unsere Ensemblemitglieder so einiges über den Obst-und Gemüseanbau und die biologische Landwirtschaft Portugals lernten. Am Nachmittag hieß es, rein in den Bulli und ab zur Deutschen Schule Algarve. Dort hieß uns ein waschechter Berliner in seiner Funktion als Hausmeister willkommen, der uns für alle Belange zur Verfügung stand, welche eine Einspielprobe so mit sich bringt. Fragen, Anmerkungen und Unklarheiten wurden sogleich enträtselt, dazu wunderten wir uns wieder einmal, dass man doch sehr viele Deutsche in Südportugal antreffen kann, die die Vorzüge dieses Landes schon lange auskosten. Da kommt man ins Grübeln: Irgendwas machen wir anscheinend falsch in Deutschland! Nach der Stellprobe, wurden wir am Abend von der Schulleiterin empfangen, die uns prompt mit Häppchen und Getränken versorgte und sehr begeistert von dieser geschaffenen Möglichkeit war. Das Konzert in der Aula war sehr schön, dank erhöhter Bühne und dem Flügel, was unsere Musiker gut zur Geltung brachte. Getrübt wurde dieser Abend nur durch zu heiße Scheinwerfer, die unseren Cellisten und Bratscher in eine saunaähnliche Atmosphäre versetzte. Nach getaner Arbeit und Gesprächen zu einem baldigen Konzert im nächsten Jahr kehrten wir zu unserem Quartier zurück. Den letzten Tag an der Algarve gestaltete ein Ausflug in die Stadt Albufeira, ein Touristenörtchen am Meer, was alle Teilnehmer in helle Aufregung versetzte - bekamen wir so doch noch Strand und Meer zu Gesicht! Die letzten Postkarten wurden gekauft und freche SMS an zu Haus verschickt mit der genauen Beschreibung der Wetterlage. Mit Sonne aufgetankt und fröhlich gestimmt starteten wir nach einer Erholungspause nach Lagõa, wo das letzte Konzert anstand. Geladen hatte der ALFA-Literaturkreis von Frau Fellgiebel im Rahmen eines Kulturabends. So gab es noch eine Vernissage zu dem Thema „20 Jahre Mauerfall". Bilder erzählten von Damals und Heute. Die Ausstellung fand im Capelo de Convento, einem ehemaligen Kloster statt, was eine sehr schöne „Location" für ein klassisches Konzert ist. Aufgetreten sind die Musiker in der kleinen Kapelle des Klosters. Besonders schön war, dass der Deutsche Botschafter zum Konzert kam Die Besucher waren vom Können der jungen Leute wahrlich beeindruckt. Nach drei Applausrunden gab es noch ein kleines Andenken in Form eines Buches über die Algarve für alle Instrumentalisten. Und so ging ein schöner Abend in Lagõa seinem Ende zu. Zum Abschied gab es auf der Quinta noch eine kleine Lagerfeuerrunde, die mit Gitarre und Gesang begleitet wurde, was uns allen einen schönen letzten Abend mit großem Erinnerungsfaktor bescherte. Der letzte Part unserer Reise führte uns zurück zu unserem Startpunkt: die Stadt auf den sieben Hügeln - Lissabon. Wir ließen die Algarve und die Quinta mit traurigem Gemüt hinter uns und begaben uns Richtung Norden. Am Flughafen gaben wir unseren lieb gewonnenen Bulli zurück, der uns doch so sicher durch diverse Schotterpisten und alle Landstraßen der Algarve gebracht hat. Per Taxi ging es weiter zum Hotel Central im Herzen der Hauptstadt. Nach dem Beziehen der Zimmer, auspacken und erst mal ankommen, ging es los zur Besichtigungstour. Es gab viel zu entdecken. Doch hatte uns die extreme Veränderung von der idyllischen Landschaft zur berauschenden Großstadt und die lange Reise an diesem Tag schon sehr mitgenommen und so lagen an diesem Tag alle um 9 Uhr abends im Bett. Am Sonntag stand ein Gottesdienst der Deutschen Evangelischen Kirchengemeinde Lissabon an, den das Quartett musikalisch umrahmte. Dies fand großen Anklang bei der Gemeinde und gab einen Vorgeschmack auf das am Abend anstehende Konzert, welches ebenfalls in der Kirche der Deutschen Evangelischen Gemeinde Lissabon statt fand. Hochgelobt von allen Seiten wurde unser Pianist, Malte Schäfer, der auf einem eigens ausgeliehenen Flügel zwei Solostücke zum Besten gab. Das Konzert war somit ein voller Erfolg und ein schöner Auftakt in Lissabon für unsere Musiker. Am folgenden Tag stand der Besuch der Deutschen Schule Lissabon an. Im Musiksaal haben die Teilnehmer erst für zwei Klassen der Unterstufe einen Workshop gegeben, frei nach dem Motto: Wer bin und was mach ich, und was tue ich hier! Nach einer Vorstellungsrunde und einem musikalischen Beitrag wurden Instrumente und Stücke erklärt und einiges zur Musik und den Komponisten erzählt. Für die Schüler war diese Stunde durchaus spannend, und das Quartett konnte sich vor lauter Fragen kaum retten. Den Abschluss bildete dann noch einmal ein kleines Konzert für die Siebtklässler, die sich bei der Polka von Schostakowitsch kaum auf den Stühlen halten konnten. Am Dienstag wurde Lissabon noch einmal bis in alle Winkel erkundet, Souvenirs wurden in die Koffer gepackt und wir tankten noch einmal kräftig Sonne, ehe wir am Mittwoch Vormittag schweren Herzens Portugal hinter uns ließen und uns auf einen nasskalten November in „Good Old Germany" einstellten. Fazit: Von endlosem Sternenhimmel über malerische Landschaft bis hin zur Modestadt war diese Reise sehr facettenreich. Wir trafen die unterschiedlichsten Leute, und die Freude der Portugiesen nach den Konzerten kann man sich für Deutschland nur wünschen! Wir wären gerne noch länger geblieben und haben von dieser Reise auf jeden Fall noch viel zu erzählen. Lena Zimmer in Dreiklang 03/09 Weitere Artikel finden sich im Dreiklang 01/09 auf den Seiten 4 und 5. zurück
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